Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern? Klar! Denn es gilt: Es muss nicht immer Malle sein – mit dem eigenen Wohnmobil ohnehin nicht (ginge zwar über Barcelona, aber lassen wir das jetzt), warum also nicht mal ein Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern ansteuern? Mallorca, das konnte man in den letzten Wochen immer wieder lesen, ist 2016 hoffnungslos überlaufen gewesen, die Türkei wäre zwar im Gegenzug schön leer, aber wer will schon in ein unsicheres Land?

Urlaub in Deutschland?

Also: In Anlehnung an Goethes „Warum in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah“, planten wir ganz bewusst eine Tour nach Mecklenburg-Vorpommern. Um allen Lesern gerecht zu werden, greifen wir nochmals unsere ketzerischen Gedanken mit dem Luxushotel auf und gehen davon aus, dass nicht alle Besucher der Website mit einem Luxuswohnmobil unterwegs sind, sondern der eine oder andere auch mal einen wie auch immer aufgerüsteten VW T5 oder T6 fährt. Für die VW T-Urlauber streuen wir in den nächsten Reiseberichten dezent das eine oder andere Luxushotel ein.

Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern ist das nordöstlichste Bundesland. Mit über 2.000 Seen, zahlreichen Naturparks, drei Nationalparks und jeder Menge Ostseestränden bietet es sich als Urlaubsland förmlich an. Unabhängig davon für die Zahlenfreaks: In Mecklenburg-Vorpommern tummeln sich auf einer Fläche von 23.211 km² ca. 1,6 Mio Einwohner, das entspricht knapp der Hälfte der Einwohnerzahl Berlins (3,5 Mio.), wobei sich die Berliner auf eine Fläche von lediglich 891 km² beschränken müssen. Die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ist Schwerin (96.000 Einwohner). An den Zahlen erkennt man sofort: Viel Land, wenig Menschen, man hat also viel Platz.

Startpunkt unserer Urlaubstour ist die Mecklenburgische Seenplatte mit Orten wie Malchin, Plau am See, Klink, Stavenhagen, Kummerow, Schloss Schorssow oder der malerischen Stadt Waren (Müritz). Weitere Stationen: Zingst, die Insel Rügen und und und…

Die Müritz ist mit einer Fläche von 112 km²  der größte See Deutschlands, sie grenzt im Osten an den Müritz-Nationalpark an. Auch wenn alle denken, der größte See wäre der Bodensee, aber der grenzt leider auch an Österreich und die Schweiz an. Ansonsten wäre er mit 536 km² natürlich erheblich größer – im Vergleich dazu: Deutschlands zweitgrößter Binnensee, der Chiemsee hat eine Fläche von 79,9 km², der drittgrößte wäre dann wieder in Mecklenburg-Vorpommern, das ist der Schweriner See mit fast 62 km², dicht gefolgt vom Starnberger See.

Die Insel Rügen

Die Insel Rügen erreicht man in aller Regel vom Süden bzw. Südwesten her über zwei Brückenverbindungen (eine Fähre gäbe es natürlich auch, wie fast überall im Norden). Wir wollen aber nicht in Stralsund (dort starten die Brückenüberfahrten) starten, sondern im Norden (zumindest mit unserem Reisebericht).

Mecklenburg-Vorpommern

Kap Arkona

Kap Arkona: Insel Rügen ganz „oben“

Der nördlichste Punkt der Insel ist Kap Arkona (das stimmt zwar nicht wirklich, aber die Legende erzählt es nun mal und deshalb halten wir uns auch dran. Von weiten sieht man schon die gewaltigen Leuchttürme und von daher wagt es keiner zu zweifeln, dass dies der nördlichste Punkt sein muss.

An die Leuchttürme kommt man aber nicht mit dem Auto heran, die Gemeinde Putgarten hat vor das Kap Arkona einen großen Parkplatz gebaut und zwingt die Besucher auf eine Art Mini-Zug mit zwei Anhängern und einem missgelaunten Fahrer umzusteigen. Der brüllt in sein Mikrofon und sagt die Haltestellen an (bis zum Kap sind des Gott sei Dank nur zwei oder drei).

Die gemütliche Fahrt durch den Ort zeigt dem Besucher sofort, dass hier ALLES auf Tourismus ausgerichtet ist. Ein einstmals sicherlich schönes kleines Dorf ist gänzlich auf die ca. 800.000 jährlichen Besucher ausgerichtet und zur bunten Showbühne umfunktioniert worden.

Kommt man endlich an der Endstation an, kann man zu Fuß an den Leuchttürmen vorbei an die vermeintlich nördlichste Stelle des Landes gehen. Das Kap Arkona, so kann man auf einer großen Tafel lesen, wird durch die Witterung jedes Jahr 20 cm abgetragen und das Meer trägt die Felsmassen fort, so dass man sich mit einem Besuch nicht all zu viel Zeit lassen sollte.

Landschaftlich lohnt sich ein Besuch des Kaps auf alle Fälle und wer Lust auf alte NVA Marine Bunker hat, der kann sich das dort auch ansehen, ebenso wie den Jahrmarkt im Ortskern.

Gewinnwarnung Königsstuhl

Gewinnwarnung? Ja, so nennt man das auf dem Finanzparkett, wenn eine Firma schlechte zahlen schreibt und die Investoren nicht den Gewinn machen, den sie erhofft hatten. Was hat das mit dem Königsstuhl zu tun? Ganz einfach: Wir sind vom Kap am Parkplatz Königsstuhl vorbeigefahren und haben beschlossen, einen Blick auf die legendären Kreidefelsen zu werfen.

Vom Parkplatz aus mussten wir ein Busticket kaufen und mit einem Linienbus zum Nationalpark fahren (hätte man auch laufen können, wäre aber ziemlich weit gewesen und wir wollten ja von viele Sachen für die Caravan Lounge ansehen). Also Bus und dann das Erwachen: Neben Parkplatz und Bus wäre jetzt noch die dritte Zahlung fällig gewesen = Eintritt in den Park…

Das empfanden wir dann doch als Abzocke und sind postwendend wieder in den Bus gestiegen und zum Parkplatz mit der grauenvollen „Gastronomie“ zurück und weiter nach Sassnitz.

Seebad Sassnitz

Statt Königsstuhl also Sassnitz mit einem großen Hafen mit vielen Attraktionen, der auch bei schlechtem Wetter echt Spaß gemacht hat. Die Hotels an der Strandpromenade lassen heute noch erahnen, dass einst prominente Besucher wie Kaiser Wilhelm I. hier gern verweilten.

Kaiserliche Seebad Architektur übrigens auch in Sellin, das können wir nur lebhaft empfehlen…

Mecklenburg-Vorpommern: Zingst

Nach der Insel Rügen zog es uns nochmals in eine andere Gegend von Mecklenburg-Vorpommern: Nach Zingst.

Zingst ist sowohl ein Ort als auch eine Halbinsel: Die Halbinsel Zingst ist der östliche Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die zwischen den Städten Rostock und Stralsund an der Ostsee liegt.

Mecklenburg-Vorpommern

Zingst

Ostseebad Zingst

Denkt man an Seebad, denkt man sofort an die typische Bäderarchitektur. Zingst als Ortschaft ist ein kleiner, beschaulicher Ort am Meer. Keine bombastischen Bauwerke, keine wilhelminischen Bauwerke, keine weißen Kolonialbauten. Das einzige, was vielleicht an die Bäderarchitektur erinnern könnte, wäre das Steigenberger Strandhotel. Ansonsten trifft man im Ort so ziemlich jeden norddeutschen Baustil, den man sich nur vorstellen kann.

Vom Steigenberger Strandhotel (das war er wieder, der Seitenhieb zum Luxushotel) aus führt eine Fußgängerzone in den Ortskern. Verkauft werden dort Regenjacken, Sweatshirts und Fischbrötchen. Man hat das Gefühl, dass garantiert jeder zweite Einwohner des Seebades Fischbrötchen und Kleinstadtmode verkauft und man sieht auch auf den ersten Blick, wer von den Urlaubern in welcher Boutique eingekauft hat. Dennoch: Es ist idyllisch in Zingst. Von Kleinstadtmief weit entfernt. Sympathisch und vor allem unaufgeregt, was es für den Besucher sehr schwer macht abzureisen.

Morgens radelt jeder über den Deichweg parallel zur Seestraße an die Stelle am Meer, die er am liebsten hat und abends radelt man entspannt zurück, um sich ein passendes Restaurant für ein Fischgericht zu suchen. Irgendwie erinnert das alles ein wenig an die Ferien des Monsieur Hulot (unbedingt bei YouTube suchen).

Wem das beschauliche Leben in Zingst nicht ausreicht, der kann in Anlehnung an Jules Verne noch abtauchen. Wie auch im Seebad Sellin gibt es auch in Zingst eine Tauchgondel, die in die Tiefen der Ostsee abtaucht. Bevor man jedoch 8 Euro investiert: Die Kritiken von Touristen sind aufgrund der wohl nicht so guten Sicht nicht besonders gut (um es höflich auszudrücken): Andererseits: Was hatten die erwartet? Einen weißen Hai? Der Veranstalter versucht das Manko mit 3D Filmen wieder wett zu machen (was wohl bei dem einen oder anderen Urlauber gut ankommt, wenn man einen Blick in entsprechende Portale wirft.

Wir haben den Tauchgang ausgelassen, fanden die Tauchglocke im Sonnenuntergang jedoch wild romantisch…

Ahrenshoop

Wenn man in Zingst ist, muss man unbedingt einen Abstecher nach Ahrenshoop machen. Fährt man durch das malerische Dorf, vermutet man nicht, dass dies mal eine bedeutende Handelshochburg werden sollte. Die Künstlerkolonie nimmt man dem Ort jedoch sofort ab. Was wir empfehlen: Auto abstellen und einen Spaziergang durch Ahrenshoop machen…

Ahrenshoop