De vulgari eloquentia (über die Sprache des Volkes) war es nicht, was Elon Musk kürzlich zitierte. Es war die Divina Commedia, die göttliche Komödie von Dante Alighieri, mit der er etwas hinkende Produktion des Tesla Model 3 in in Verbindung setzte. Tesla also auf einer Reise durchs Inferno zum Paradiso. Und für alle, die sich nicht durch vierunddreißig Gesänge der Hölle bis zum Fegefeuer (weitere dreiunddreißig Gesänge) durcharbeiten wollen: Elon Musk wollte wohl zum Ausdruck bringen, dass Tesla schon recht weit war, bis das Fegefeuer die Marke dann doch einholte und vom paradiesischen Endzustand abhielt.

Tesla Motors und der Feuilleton-Leser

Interessanterweise war es nicht der Feuilleton-Teil der ZEIT oder der Frankfurter Allgemeinen, der sich mit Dante Alighieri und dessen Divina Commedia auseinandersetzte. Und es war auch kein Automagazin, das sich mit Tesla Motors und dessen Produktion beschäftigte, es war ein IT Magazin namens Golem, das von den neun Kreisen der Hölle sprach. Auf eine Vertiefung der neun Kreise und auf eine etymologische Herleitung des Begriffes „Golem“ wird an dieser Stelle verzichtet, ebenso wie auf den Versuch, eine ausführliche Deduktionskette von einem IT Magazin zu einem Autohersteller aufzubauen.

Eine einfache Argumentation scheint hinreichend, jeder weiß, dass die Bereiche „IT“ und „Automotive“ ohnehin schon lange verschmolzen sind. Das Automobil ist nicht länger Hardware, sondern Software. Es sind die Bewegungsdaten, die das Geschäftsmodel darstellen und nicht die Karosserie – was für den eingefleischten Markenfetischisten und PS-Fanatiker dramatisch ist. Ein Branchenwandel, der jedoch auch von allen Marktteilnehmern noch längst nicht wahrgenommen zu werden scheint.

Tesla und die Ghibellinen

Ob es dann aber eine gute Idee ist, eine gesamte Branche mit Dante Alighieri zurückzukatapultieren in die zerrissene Zeit der Ghibellinen und Guelfen, muss zunächst angezweifelt werden. Zumindest verwirrt es die Generation Y ungemein (das sind die jungen Leute, die keinen Führerschein mehr machen wollen und sich Bildung nur noch über Snapchat und Facebook reinziehen).

Andererseits könnte man die Unwissenden den Unterschied zwischen Ghibellinen und Guelfen googeln lassen und Wetten abschließen, ob ein Transfer über die Stauferstadt Waiblingen (=Ghibellinen) zur Staustadt Stuttgart stattfindet (wikipedia wird es wohl ermöglichen). Wahlweise könnte man noch über die Begrifflichkeit Ghibellinen und Guelfen einen sinnbildlichen Vergleich zwischen Dieselmotoranhängern und Anhängern des Benzinmotors initiieren, aber das würde dann kaum noch jemand verstehen (das mit Waiblingen war schon schwer genug).

Automagazin mit neuen Inhalten

An dieser Stelle wird deutlich: Die Inhalte eines Automagazins verändern sich deutlich. Die reine Darstellung und Beschreibung eines Automobils reicht längst nicht mehr aus. Ob die Nachhaltigkeit die Leidenschaft verdrängt, soll an dieser Stelle nicht hinterfragt werden. Autonomes Fahren, wird sicherlich nicht den Stoff für Straßenrennen a lá Fast & Furious liefern und ob die Umsätze der Tuning Branche steigen werden, darf ebenfalls angezweifelt werden.

Wir halten an dieser Stelle fest: Im automobilen Mittelpunkt stehen nicht mehr die PS-starken Argumente, sondern Themen wie Nachhaltigkeit, eMobility, Sharing, Ökologie und IT. Bewegungsdaten gewinnen zunehmend an Bedeutung und vielleicht wird das Auto irgendwann verschenkt, damit man an die Bewegungsdaten gelangen kann…